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Ex-Rennfahrer Hans Heyer erinnert an seinen Freund und früheren Teamchef Tom
Walkinshaw.
Nachruf von Hans Heyer zum Tode von Tom Walkinshaw
Ich habe den Tom bereits in meiner Anfangszeit als Rennfahrer kennen gelernt.
Speziell in Le Mans wo er, wie ich, im Fahrerlager übernachtete, blieb er mir stark in Erinnerung, genau wie ihm die gute Küche meiner Frau, die uns oft beide verpflegte. Das hat er anscheinend nie vergessen und so konnte ich mir einiges erlauben, als ich in seinem Team als Fahrer aktiv wurde. Er war damals etwas testmüde geworden und holte mich
 © Heyer
  Tom Walkinshaw
für die ganze Entwicklung der Gruppe C-Fahrzeuge. Ich fuhr das ganze Testprogramm, parallel bestritt ich zusammen mit ihm auf dem Jaguar XJS die Tourenwageneuropameisterschaft, die wir auch gewannen. Ich werde nie vergessen, wie er als „Major Tom“ in seiner ganz speziellen Weise sein Team leitete. Eine typische Situation war zum Beispiel diese: Ich leitete in seinem Konferenzmobil jeweils die technischen Besprechungen nach den Trainingssitzungen. Er war meistens nicht dabei. Wenn er aber rein kam, dann verstummten die Gespräche bei den anderen Piloten wie Schlesser, Warwick, Brundle, Lammers und meiner Wenigkeit. Für mich auf Dauer kein Zustand. Irgendwann hatte ich dann um ihn etwas zu provozieren und gleichzeitig die Stimmung aufzulockern, bewusst in einer solchen Situation seinen Helm und Tasche nicht an die extra dafür vorgesehene Stelle gelegt. Bei Tom war schon damals vom Trockner bis zur Waschmaschine und vieles mehr militärisch geordnet vorhanden. Er kam rein und schmiss provozierend seinen Helm und die Tasche aus dem Fenster. Sein einzigartiger Kommentar dazu war «Gott sei Dank es hat endlich mal einer aufgeräumt!» Als dann alle nach der Besprechung raus gingen sagte er zu mir: «Du bleibst hier!»

Ich rechnete mit einer ordentlichen Zurechtweisung, aber ich sollte mich bei noch so
einer Nummer mit ihm vorher abstimmen. Ja so extrem war halt der liebe Tom. Wenn
er einen mochte war er ein absoluter Pfundskerl und man bekam alles von ihm.
Seine fahrerische Qualität war genauso genial, speziell auf dem Jaguar XJS, ein
Rechtslenker, links schalten. Ich hatte anfangs bei den Tests so meine Probleme
damit. Er erkannte dieses sofort und zeigte trotz der harten teaminternen Fights in
der Anfangssituation, da er ja mit mir gewinnen wollte, was ich mit seiner Erfahrung
anders machen sollte. Es war bei allen Veranstaltungen sehr ausgeglichen. Bis auf
sein letztes Rennen mit mir in Macao. Er und ich jeweils als Einzelfahrer, mit den
doch sehr schwierig zu fahrenden XJS, auf einer solch engen Strecke. Er sagte mir vorher volle Attacke egal wie viele Rohkarossen dabei benötigt werden. Er gewann knapp das Zeittraining und den ersten Lauf, seine glänzenden verschmitzten Augen sehe ich heute noch, sie glänzten auch noch, als ich den zweiten Lauf gewann. Eben ein echter Kumpeltyp.

Er verschloss allen Leuten, besonders den Presseleuten gegenüber Zelt, Box und so
weiter. Auch eine besondere schottische Mentalität und Art, mit technischen Details
umzugehen. Ich ärgerte mich maßlos zu meiner Jaguar-Zeit immer wieder zu hören,
die Autos entsprechen nicht dem Reglement. Ich war fast immer bei allen
technischen Dingen beteiligt oder zumindest informiert. Zu der damaligen Zeit waren
Rennfahrzeuge oft grenzwertig am Limit des Reglements, wir waren aber immer
innerhalb der Grenzen. Nicht wie bei den meisten Teams wo ich damals fuhr in der
sogenannten Grauzone, Tom war einfach besser als die meisten. Seine Pläne
funktionierten wirklich immer. Das ist ja auch letztendlich die Aufgabenstellung, sagte
er immer.

Ich habe viele Diskussionen und Gespräche gebraucht, ihn davon zu überzeugen,
dass man mit den Leuten von der Presse und Abnahme offener umgehen muss,
damit die Diskussionen um seine Autos, sarkastisch ausgedrückt egal ob legal,
illegal, scheissegal, offener diskutiert wurden. Mit dem Ziel, auch öffentlich bestätigt
zu bekommen, dass er wirklich damals der Beste war. Auch bei mir in meiner Kartzeit war es schon so, dass wenn man sehr überlegen ist, grundsätzlich laut Aussage Dritter faul fuhr. Ich hatte die Erfahrung gemacht, wenn man freiwillig unter Mitsprache kontrollieren ließ, dass man damit auch die Feinde von seiner Leistung überzeugen konnte.

Ich habe damals schon Motoren freiwillig auseinander gebaut, um zu beweisen, dass
alles legal war. Tom hat das damals verstanden und die Jaguar-Zeit, die ich
begleitete, war von Erfolg und Anerkennung geprägt. Ich könnte über meine viel zu kurzen Jahre mit Tom so viele Anekdoten über diesen wirklich extremen Motorsportler schreiben, doch ist es um so trauriger für mich und meine Familie, einen solchen tollen Menschen wie Tom verloren zu haben. Nicht nur als Motorsportler war er mir und meiner Familie ans Herz gewachsen. Er war halt «ein unglaublich guter Schotte».
Unser tiefes Mitgefühl gilt seiner Familie, besonders seiner Frau Martine und seine
Kindern Ryan und Sean, auf die er sehr stolz war.

©DPPI

v.l. 24h Spa 1984: Sieg für Win Percy, Tom Walkinshaw und Hans Heyer

Hans Heyer

Artikel vom 08.01.2011

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