Rallye-Geschichte zum Anfassen

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Zahlreicher Klassiker waren beim Eifel Rallye Festival am Start // Foto: Patrick Mohr

Die 12. Ausgabe des ADAC Eifel Rallye Festival (15.-17.08.2024) ist Geschichte. Es war wieder ein Wochenende, an dem das größte rollende Rallyemuseum mit über 160 Boliden aus der Rallye-Geschichte die Vulkaneifel rund um Daun zum Beben brachte. Zehntausende begeisterter Fans aus ganz Europa feierten mit den Teams.

Die Stimmung war grandios, Teilnehmer und Fans strahlten mit der Sonne um die Wette. Reinhard Klein (Köln) ist als Kopf von Slowly Sideways für die Zusammenstellung des Starterfeldes verantwortlich. Er zieht ein positives Fazit: „Mit dieser zwölften Ausgabe unseres Festivals ist uns ein weiterer großer Schritt in Richtung Modernisierung gelungen. Wir haben zum Beispiel jetzt auch Super2000 oder WRC-Fahrzeuge dabei, obwohl es nicht einfach ist, deren Technik fahrbereit zu halten. Dadurch ist unser Teilnehmerfeld noch breiter aufgestellt und deckt die Zeitspanne von den 60er Jahren bis in die jüngere Vergangenheit komplett ab. Mit 95 verschiedenen Fahrzeugtypen von 30 verschiedenen Automarken und 130 unterschiedlichen Lackierungen konnten wir wieder eine einzigartige Bandbreite aus der Geschichte des Rallye-Sports präsentieren.“

Für den veranstaltenden MSC Daun sagte Vorsitzender und Organisationsleiter Otmar Anschütz: „Eine solche Großveranstaltung ist nur durch die Hilfe und Unterstützung vieler Menschen und Institutionen möglich. Unsere Zusammenarbeit mit den Genehmigungsbehörden, der Kreisverwaltung Vulkaneifel, den Verbands- und Ortsgemeinden und der Stadt Daun ist vollkommen problemlos und zielführend. Danke an die Rettungsdienste, die freiwilligen Feuerwehren und alle ungenannten Helferinnen und Helfer. Danke auch für die gute Zusammenarbeit mit der Polizei, die gerade wieder bestätigt hat, wie besonnen und kooperativ die vielen Fans unterwegs waren. Persönlich möchte ich mich auch bei unserem 15-köpfigen Organisationsteam bedanken, das sich 10 Monate im Jahr sehr intensiv und mit viel Zeiteinsatz um die Planung des Festivals kümmert. Dazu kommen über 600 Helfer unmittelbar vor und während des Wochenendes. Es ist nicht selbstverständlich, dass so viele Menschen ihre Freizeit opfern, um dieses Festival zu unterstützen. Dafür sind wir als Veranstalter sehr dankbar. Ich denke, ich spreche hier auch im Namen der Teilnehmer und Fans.

Zahlreiche Fans bewunderten die Rallye-Boliden // Foto: Patrick Mohr

Jörg Hennig, der Vorstand Sport des ADAC Mittelrhein e.V. besuchte erstmals das Rallye Festival in der Vulkaneifel. „Das war aber sicher nicht das letzte Mal, das ich diese immens hochwertige Veranstaltung besucht habe, die über die Grenzen Deutschlands hinaus einmalig ist.“ Er ergänzt: „Hier herrscht eine wahnsinnige Atmosphäre, zehntausende Fans aus ganz Europa. Selbst auf den Wegen zu den Prüfungen sitzen Menschen am Straßenrand und jubeln den Autos zu. Obwohl es keine Zeitwertung gibt, wird hier sensationeller Sport geboten. Ich bin total begeistert, voller Euphorie, hier findest du nichts, was nicht funktioniert. Alles geschieht mit einer Leichtigkeit und extremen Freundlichkeit – aber das ist das Ergebnis einer hervorragenden Vorbereitung.“

Open-Air-Kino und Welcomeabend mit vielen exklusiven News
Neben den Fahrzeugen versammelten sich auch eine Vielzahl ihrer früheren Piloten in Daun. Den Welcomeabend am Donnerstag verwandelte Filmer-Legende Helmut Deimel mit seinen bewegten Bildern wieder in ein Open-Air-Kino mitten in Daun. Moderator Markus Stier entlockte den anwesenden VIP erneut viele Geschichten und teilweise bisher unbekannte Details.

Hier einige Stimmen und Infos aus der VIP-Lounge:
Stig Blomqvist, der in Daun das 40. Jubiläum seines WM-Titels auf Audi feierte: „Oliver Solberg ist derzeit die einzige Hoffnung auf einen neuen Weltmeister aus Schweden, schließlich war ich 1984 der letzte. Er hat in der letzten Zeit Fortschritte gemacht, vielleicht auch, weil er nicht mehr so oft auf seinen Vater hört“. Olivers Vater ist niemand geringeres als Petter Solberg, der zwischen 1998 und 2019 genau 190 WRC-Rallyes bestritt und 13 davon gewann.

Marcus Grönholm, Doppelweltmeister von 2000 und 2002 verriet den Ausfallgrund beim ersten WM-Einsatz des Toyota Corolla WRC 1997 in Finnland 97. Erst auf intensive Nachfrage von Markus Stier gab er zu, dass sie in Führung liegend am zweiten Tag wegen Spritmangel ausgerollt sind. Um Gewicht zu sparen hatten die Mechaniker ein paar Liter Benzin zu wenig getankt.

Für Harald Demuth stand Daun unter der Erinnerung an seinen zweiten DRM-Titel mit Audi. Er startete seine Kariere als Privatier in einem BMW 2002 und fuhr mehrfach in die Top Ten bei den DRM-Läufen. Zuvor war er bei Slaloms und am Berg unterwegs. Für den Satz: „Aber der richtige Motorsport ist der Rallye-Sport. erhielt er begeisterten Applaus. Privat spielt er Bass bei ‚Harald und die Kellerband‘. Vielleicht wäre der Auftritt der Kellerband in Daun ein zusätzlicher Programmpunkt für nächstes Jahr.

Der Belgier Bruno Thiry, Europameister von 2003 sagte: „Ich habe mein Hobby zum Beruf machen können. Ich gehe jeden Tag ins Büro. Mein Büro hat allerdings ein Lenkrad und vier Räder“.

Kalle Grundel ist in Deutschland vor allem durch seinen DRM-Titel von 1985 bekannt. Er verriet sein Erfolgsgeheimnis: „Meine Mutter ist Finnin, erklärte der Schwede. Um schnell Rallye fahren zu können brauchst du diese finnischen Gene, das ist eine Grundvoraussetzung“.

Zückt die Smartphones – Hightech trifft „alte“ Rallye-Technik – Foto: Patrick Mohr

Harri Rovanperä, der langjährige WRC-Pilot und WM-Lauf-Sieger verriet: „Der Rausschmiss bei Seat und der Wechsel 1998 zu Peugeot war für mich ein echter Glücksfall.“ Nach seiner ersten Teilnahme beim Festival ergänzte er: „Ich bin begeistert von dieser Veranstaltung mit so vielen großartigen Autos. Ich verspreche, ich komme wieder.“

Ruben Zeltner, der Deutsche Rallye-Meister von 2014 und 2015 war erstmals in Daun: „Ich bin völlig geflasht, das hier übertrifft alle meine Erwartungen. Ich wusste ja, dass mich hier eine großartige Veranstaltung erwartet – aber was hier passiert, das ist gigantisch. Was bin ich froh, dass es bei meinem dritten Versuch endlich geklappt hat, hier dabei zu sein. Und jetzt möchte ich Stammgast werden“.

An der Seite von Juha Kankkunen fuhr Nicky Grist 1993 zum WM-Titel. Eine besondere Erinnerung hat er jedoch an die Safari-Rallye 1997, die er gemeinsam mit Colin McRae im Subaru bestritt. Vor der 150 Kilometer langen Prüfung ‚Weg zur Hölle‘ „die begann schlimm und wurde immer schlimmer“, musste McRae dringend pinkeln. „Wir waren spät dran und deshalb fuhren wir direkt zum Start.“ In der WP wurde der Druck bei McRae immer größer und zu Beginn eines rund sechs Kilometer langen Asphaltstückes sagte er zu Grist: „Ich kann nicht mehr, nimm du das Lenkrad“. Der übernahm mit der linken Hand, während sich McRae losschnallte und vergeblich versuchte, bei gut 150 km/h die Fahrertür zu öffnen. Die geplante Erleichterung funktionierte natürlich nicht und alles lief von der Türverkleidung in den Fußraum. „Ich hatte vorher die Inbordkamera ausgeschaltet, sonst wären wir disqualifiziert worden,“ erklärte Grist. Kurz vor dem Ende des Asphaltstücks rutschte McRae wieder in den Sitz und übernahm das Lenkrad. Im Ziel waren sie gut drei Minuten schneller als die Konkurrenz worauf Grist zu seinem Piloten sagte: „In Zukunft lässt du besser mich lenken, ich kann das eh besser.“ Zum Abschluss auf der Bühne überraschte Grist die Fans in Deutsch mit den Worten „Ich bin ein Dauner und ich komme gerne wieder.“ Er komme gerne zu diesem großartigen Event mit den unglaublich vielen Fans.

Ab durchs Gemüse – Berg-Ass Raketenbruno gab ordentlich Vollgas // Foto: Patrick Mohr

Die kenianische Beifahrerlegende Yvonne Mehta, die vor kurzem ihren 81. Geburtstag feierte: „Es ist immer so genial hier, ich komme gerne immer wieder.“

Der Österreicher Franz Zehetner pilotiert einen Alpine A310 V6 Prototyp von 1977: „Daun ist das Vorzeigeevent im historischen Rallyesport.“