Im neuen Motorsportjahr steigen die Brüder Benjamin und Daniel Sorg in weitere attraktive GT-Serien ein. Im Interview sprechen sie über ihre Saisonplanung, freie Cockpits und die Erwartungen ihrer fahrenden Kunden.
Mit zwei Porsche Cayman GT4 RS Clubsport Typ 718 und einem 911 GT3 Cup auf Basis der Modellgeneration 992 erweitert ihr eure Flotte für die Saison 2023 um drei hochkarätige Rennwagen. Warum habt ihr euch für diese Fahrzeuge entschieden?
Daniel: Nach den guten Erfahrungen unserer Fahrer und unserer Crew mit dem Cayman GT4 CS fanden wir die nochmals schnellere RS-Version natürlich extrem reizvoll. Wir denken, dass Porsche-Rennfahrzeuge bei Fahrern auf der ganzen Welt generell sehr gefragt sind. Sie kommen weltweit in vielen Serien zum Einsatz, entsprechend groß ist das Interesse. Das gilt ebenso für die aktuellen GT3 Cup-Elfer. Wir bringen sie 2023 in der Nürburgring Langstrecken Serie an den Start. Dort bietet die Porsche Endurance Trophy Nürburgring im Rahmen der NLS eine super Plattform, die von Manthey Racing sehr gut betreut wird und für Teams und Fahrern ausgesprochen attraktiv ist.
Wieso hat Sorg Rennsport so früh den Zuschlag für diese stark nachgefragten Rennwagen erhalten?
Benjamin: Wir setzen Porsche-Rennfahrzeuge seit 2016 ein, beginnend mit dem seriennahen Cayman S bis hin zum Cayman GT4. Im vergangenen Jahr liefen bei uns gleich vier Cayman – zwei S und zwei GT4. Wir haben bewiesen, dass wir die Autos professionell vorbereiten und betreuen können. Dadurch haben wir uns bei Herstellern und Fahrern einen guten Ruf erarbeitet.
In welchen Rennserien möchtet ihr 2023 mit den neuen Porsche-Rennwagen starten?
Daniel: Die NLS und das 24-Stunden-Rennen bleiben ein Schwerpunkt. Neben allem, was am Nürburgring stattfindet, werden wir 2023 aber auch verstärkt international fahren. Wir starten seit längerem in der globalen 24h Series – mit dem guten Auftritt bei den 24 Stunden von Dubai im Januar haben wir gerade einen vielversprechenden Saisonauftakt hingelegt. Neu in unserem Programm ist die GT4 European Series. Ihr Kalender überschneidet sich im Gegensatz zur GT4 Germany kaum mit der Nürburgring Langstrecken Serie. Und als europäische Meisterschaft besitzt sie einen noch höheren Stellenwert als nationale Meisterschaften. Dass wir bei den 12 Stunden von Spa-Francorchamps Anfang Mai und den 24 Stunden Barcelona Mitte September antreten, steht schon fest. Bei entsprechender Nachfrage können wir uns auch weitere Läufe vorstellen. Die GT4 European Series startet im Rahmen der Fanatec GT World Series Europe.
Welche Fahrzeuge bringt ihr 2023 noch auf die Rennstrecke?
Benjamin: Wie im Vorjahr setzen wir bis zu drei BMW 330i in der NLS-Klasse VT2 RWD sowie einen BMW 128 ti in der VT2 für Fronttriebler ein. Hinzu kommen sporadische Einsätze von zwei Cayman S in der Klasse V6. Mit all diesen Rennwagen können Fahrer bei uns den Nordschleifen-Permit erwerben, um sich für höhere Aufgaben zu qualifizieren. Mit unserem Programm „Road to 24h Nürburgring“ haben wir schon viele internationale Fahrer begleiten dürfen, die sich bei uns auf Einsätze in großen Autos vorbereitet haben.
Daneben fahren wir Youngtimer-Rennen mit zwei BMW M3 der Baureihen E30 und E36. Diese Rennen sind irre beliebt, speziell bei ehemaligen VLN-Fahrern, die weiter Lust auf die Nordschleife haben.
Warum bietet ihr diese große Bandbreite an Fahrzeugen und Rennserien an?
Daniel: Benny und ich sind nach wie vor mehr Racer als Geschäftsleute. Wir haben das Glück, unser Hobby zum Beruf gemacht zu haben. Deshalb können wir uns gut in unsere rennbegeisterten Kunden hineinversetzen und möchten ihnen das jeweils richtige Paket anbieten. Bei den Youngtimern beispielsweise steht der Spaß im Vordergrund – du kannst auch ohne permanentes Training erfolgreich sein. Trotzdem möchten diese routinerten Fahrer nicht auf eine professionelle Vorbereitung verzichten. Wir sind 2021 die 1.000 Kilometer Nürburgring bei einem befreundeten Rennstall gefahren und haben selbst die Erfahrung gemacht, wie angenehm es ist, in einem seriösen, aber familiären Team zu fahren.
Die NLS wiederum macht nur Sinn mit extrem guter Vorbereitung – das ist eine Herausforderung, die unsere Kunden und wir mögen. Die internationalen Langstrecken-Serien schließlich haben wir ins Programm genommen, weil viele Fahrer diese besondere Atmosphäre in exotischen Regionen suchen und Rennen auf legendären Strecken genießen.
Apropos Wünsche der Fahrer: Welche Trends erkennst Du bei euren fahrenden Kunden?
Benjamin: Die Erwartungen unserer Fahrer ans Team sind dieselben Ansprüche, die wir auch an uns selbst stellen – jedes Auto sollte gut vorbereitet sein und Rennen beenden können. Dazu muss die Crew effizient arbeiten. Wichtig ist, dass die Kommunikation im Team stimmt, auch wenn es im Cockpit zu Wechseln kommt.
Bei uns kommt hinzu, dass wir viele Stammfahrer habe, die uns schon länger kennen. Sie finden es gut, dass wir bei aller Professionalität immer ein familiäres Team geblieben sind. Der persönliche Draht zu uns als Teamchefs ist den Fahrern wichtig – und uns umgekehrt auch.
Generell möchten unsere Kunden – wie wohl die meisten – ihre Rennwochenenden ohne unnötigen Stress und Bürokratie genießen. Bei allem Ehrgeiz legen sie Wert auf eine gute Atmosphäre, den Spaß im Rennauto und das Drumherum. Deshalb kommt es auch auf den Veranstalter an, dass er die Serie attraktiv gestaltet. Die Kosten spielen dabei natürlich auch eine Rolle: Da reagieren die Kunden sensibel und schauen sich genau an, welche Serie und welches Team das meiste fürs Geld bietet.
Wann werden wir den Porsche 718 Cayman RS zum ersten Mal auf der Strecke sehen und wann den Cup-911er?
Daniel: Den neuen 992 haben die Fans am 10. bis 12. März bei den Test- und Einstellfahrten der NLS gesehen. Die beiden Cayman GT4 RS debütieren beim Start der GT4 European Series. Die Cockpits sind noch nicht alle besetzt. Wir sind mit vielen Fahrern im Gespräch. Von jungen ambitionierten Profis bis zu erfahrenen Gentleman-Drivern sind alle willkommen.