Nach ihrem Auftaktsieg auf dem Hockenheimring ließen Arne Hoffmeister und Florian Wolf (BMW M4 GT4) in Oschersleben den nächsten Sieg folgen. Das BMW-Duo setzte sich beim zweiten Saisonlauf der DMV NES 500 gegen Christian Ladurner und Benjamin Cartery (Seat Leon TCR) durch. Rang drei ging an Michael Luther und Jan Kortüm (BMW M4 GT4).
Als nach knapp über drei Stunden Fahrzeit das schwarz-weiß karierte Tuch geschwenkt wurde, war es für Arne Hoffmeister und Florian Wolf ein deutlicher Sieg. Über eine Runde betrug der Vorsprung auf den zweitplatzierten Seat Leon TCR von Christian Ladurner und Benjamin Cartery. Nach solch einem deutlichen Erfolg sah es für das Duo von Leutheuser Racing & Events zunächst nicht aus. Beim Vorstart und in der Einführungsrunde war plötzlich die Leistung weg. „Das Einzige, was man machen kann, ist das Auto ausmachen und neu starten. Und hoffen, dass es klappt. Das dauert einen Moment. Die ganze Elektronik braucht ein paar Sekunden. Man muss eine Stelle finden, dass keiner hinten reinfährt. Dadurch hatte ich viel Zeit verloren und mich auch nicht mehr ganz vorne einreihen können“, schilderte Arne Hoffmeister die Anfangsproblematik. Es brauchte einige Runden bis Hoffmeister den Anschluss an die Spitze wieder hergestellt hatte. Ab dem elften Umlauf lag der BMW-Pilot auf der Drei. Als die Vorderen zu ihren Stopps reinkamen, blieb Hoffmeister weiter draußen. Durch den Pflichthalt ging für neun Runden die Führung noch einmal verloren, ehe Florian Wolf in Runde 55 erneut die Spitze übernahm. Die gab das Duo nicht mehr aus der Hand. „Ich hatte nach dem Start zu tun, um wieder nach vorne zu kommen. Das ist schwierig, selbst wenn man ein leistungsstarkes Auto hat. Am Ende haben wir aber einen guten Job gemacht, hatten aber auch das Glück, dass wir eine gute Taktik hatten, was Code 60 betrifft. Darauf hatten wir etwas spekuliert. Die Konkurrenz hat auch noch mitgespielt und Fehler gemacht. Das konnten wir dann gut ausnutzen“, erklärte Arne Hoffmeister. Teamkollege Florian Wolf, der die beiden Mittelstints übernahm, ergänzte: „Am Schluss ist der Plan aufgegangen. Unsere Boxenstopps haben super funktioniert. Wir hatten damit gerechnet, dass die TCR Autos uns in Oschersleben das Leben schon schwer machen.“
In der Tat bestimmten die TCR Autos die erste Stunde des Rennens. Vor allem Heiko Hammel drückte der Anfangsphase seinen Stempel auf. Mit dem Opel Astra TCR, den er sich mit Reinhard Nehls teilte, legte Hammel ein eindrucksvolles Tempo vor. Einzig Marius Rauer (VW Golf GTI TCR) vermochten den Speed des Spitzenreiters im Ansatz mitzugehen. Auf rund zehn Sekunden pendelte sich der Vorsprung schließlich ein. Nach 34 Runden kam Hammel als einer der letzten zum ersten Pflichtstopp an die Box. Reinhard Nehls übernahm für die nächsten beiden Stints das Lenkrad. Von den Siegkandidaten blieb nur Arne Hoffmeister länger auf der Strecke. Bereits neun Runden zuvor hatten die Mannschaft von Max Kruse Racing den GTI an der Box abgefertigt. In Runde 37 setzte sich Marek Schaller, nun im GTI Cockpit, vor den Astra von Nehls. Die Jagd auf den führenden M4 war eröffnet. Als dieser an die Box kam, übernahm Schaller in der 46. Runde die erste Position. Kurz nach dem zweiten Boxenhalt war die alte Ordnung wieder hergestellt. Nur wenige Runden später fehlte der GTI plötzlich. Gebrochene Vorderachse lautete die Diagnose. Elf Runden später erwischte es auch den Astra von Hammel und Nehls. Eine gebrochene Antriebswelle sorgte für den Ausfall. Und letzten Endes für den ungefährdeten Sieg der M4 Besatzung.
Ladurner und Cartery fahren auf Platz zwei
Bei den vergangenen zwei Rennen in Oschersleben stand Christian Ladurner zweimal ganz oben auf dem Podium. Damals noch mit Sebastian Sommer unterwegs. Diesmal trat Ladurner mit Benjamin Cartery an. Startfahrer Ladurner ordnete sich zunächst auf der vierten Position hinter dem KTM X-Bow GT4 von Eibl/Wagner ein. Zwar kam der Tuttlinger kurzzeitig vorbei, doch nach vier Runden entwischte der GT4 erneut. Als der Audi RS3 LMS TCR von Henriksen/Vodder während der 21 Runde ins Kiesbett abflog, gingen die Code 60 Schilder raus. Just in dem Moment kam der grüne Leon an die Box. Während die Konkurrenz erheblich Zeit einbüßte, absolvierte das Greenlion Team den ersten Pflichtstopp. Benjamin Cartery blieb danach jedoch nur wenige Runden draußen. Wegen technischer Probleme kam der junge Franzose an die Box. Kurzerhand wechselte das Team die Boxenstrategie und ließ Cartery im Seat sitzen. Zwar streikte weiterhin das Display, doch das Getriebe arbeitete wieder wie gewohnt. In der 51. Runde wechselte das Team zum letzten Mal, so dass Ladurner noch über eine Stunde zu fahren hatte. Am Ende zahlte sich die Strategie aus. Mit einer Runde Vorsprung auf Rang drei überquerte der Seat die Ziellinie. Zudem gab es den für die Meisterschaft wichtigen Klassensieg. „Gerade als wir in die Boxengasse fuhren, ging Code 60 los. Dadurch haben wir Zeit gut gemacht. Das war Glück für uns. Wir hatten dann so nach 15 Minuten technische Probleme. Da hatte was mit dem Getriebe und der Elektronik nicht gestimmt. Benjamin musste reinkommen. Wir haben gleich einen Pflichtboxenstopp daraus gemacht. Nach dem Ausfall von Schaller und Hammel war es dann einfach den Rest nach Hause zu fahren. Es kam nicht mehr zu dem Kampf mit Hammel, vor dem ich doch etwas Bammel hatte, weil der eigentlich schneller ist. Im Grunde hatten wir freie Fahrt zu Platz zwei“, gab Ladurner zu Protokoll. Benjamin Cartery zeigte sich mit seiner Leistung zufrieden: „Es war sehr warm heute. Ich musste lange im Auto bleiben und konnte mich nicht so gut erholen. Schwierig war es auch ohne Display. Jetzt bin ich glücklich über den ersten Klassensieg.“
Rang drei fuhren Michael Luther und Jan Kortüm ein, die sich mit ihrer Routine im Rennverlauf nach vorne gearbeitet hatten. Mit schnellen Rundenzeiten kam der M4 GT4 von Eric van den Munckhof und Marco Poland zwar noch einmal näher, doch der Vorsprung war beruhigend. Als Poland den M4 in der letzten Runde abstellte, war der dritte Platz endgültig gesichert.
Borcheld und Richert mit starkem viertem Platze
Durch den Ausfall von Marco Poland verbesserte sich Frank Borcheld noch einmal um eine Position. Gesamtrang vier hieß es beim Zieleinlauf für Borcheld, der sich das Cockpit des BMW M3 E36 mit Hans-Joachim Richert teilte. Das bedeutete in einer sehr stark besetzten NES 5 den Klassensieg vor Pia Ohlsson/Philipp Eis (Mini 1,6 Turbo) und Schrey/Mierschke/Saal (VW Scirocco). „Trotz vieler Kleinigkeiten, bisschen Öl am Motor, bisschen Auspuff kaputt, dazu gestern ABS Probleme – haben wir taktisch alles richtig gemacht und trotz der Probleme keinen Stopp verschenkt. Die Konstanz war am Ende ausschlaggebend. Wir freuen uns riesig“, so Borcheld. „Platz vier im Gesamt ist riesig. Vor drei Stunden hatten wir noch die Probleme mit dem ABS. Dann war es auch sehr warm heute. Wenn man eine Sechs vor dem Alter stehen hat und Hundert Kilo auf die Waage bringt, sind solche Temperaturen schon anstrengend“, freute sich Richert.
Ganz zu Beginn sah es nach diesem Top-Resultat noch nicht aus. Zunächst einmal musste sich Startfahrer Hans-Joachim Richert auf dem dritten Platz in der Klasse einreihen. Die Führung übernahmen zunächst Nieman/Knap (Renault Clio) vor Eis/Ohlsson. In Runde fünf ging Eis vorbei und fuhr den Mini bis zum ersten Stopp auf die dritte Gesamtposition nach vorne. Zu diesem Zeitpunkt war der niederländische Clio wegen eines technischen Defekts bereits aus dem Rennen um den Klassensieg. In der 41. Runde musste Pia Ohlsson, die für Eis übernommen hatte, sowohl den VW Scirocco von Schrey/Mierschke/Saal als auch Borcheld/Richert passieren lassen. Als der Scirocco in der 52. zu seinem zweiten Stopp reinkam, übernahmen das M3 Duo erstmals die Spitze. In den nächsten Runden sollte es zwischen den drei Teams hin und hergehen. Erst in Runde 72 wechselte die Führung zum letzten Mal. Dahinter kam es ebenfalls noch zu einer Positionsverschiebung. Philipp Eis überholte zehn Runden vor Schluss noch den vor ihm fahrenden Scirocco und übernahm den zweiten Platz. Als Gesamtsechste holten sich Eis/Ohlsson zudem ein starkes Top 10 Resultat.
Krimi in der NES 3
Nachdem in der NES 8 das Favoritensterben eingesetzt hatte, wurde es ein spannendes Finale um Platz eins. Ganz knapp setzten sich die dänischen Gaststarter Obel/Obel (Seat Leon TCR) gegenüber Redlich/Redlich/Cordes (Opel Astra TCR) durch. Nach drei Stunden trennten nur 0,396 Sekunden die beiden TCR-Autos. Eine Runde mehr und der Toxic Racing Astra wäre wohl noch vorbeigegangen.
In der zusammengelegten NES 6+7 fuhren Kevin Landwehr und Niklas Dymeck (BMW M235i RC Evo) einen ungefährdeten Sieg ein. Sogar ein Ausritt ins Kiesbett und ein anschließender Boxenhalt konnten den Erfolg nicht in Gefahr bringen. Mit zwei Runden Vorsprung auf Assfalg/Ziegler (BMW M240i RC) und Brezina/Ludewigs (Opel Astra OPC Cup) siegte das Duo von G-Speed Racing. „Wir sind ein bisschen weit rausgekommen und dann durch den Kies und leicht in die Reifenstapel. Danach konnten wir uns wieder rausziehen. Zum Glück war nichts Großes kaputt gegangen und wir konnten weiterfahren. Der Vorsprung hat auch ausgereicht“, so Niklas Dymeck. „Wir hatten eine sehr gute Strategie und uns einen sehr guten Puffer herausgearbeitet. So dass wir trotz des kleinen Unglücks vorne geblieben sind und am Ende den Sieg feiern durften. Die Temperaturen waren schon eine Herausforderung an das Material und für die Fahrer, mit zwischendurch extremen Reifentemperaturen bzw. Temperaturproblemen für Getriebe und Motor“, befand Kevin Landwehr.
Ein wahrer Krimi spielte sich in der NES 3 ab, wo sich Fester/Fester/Fleischmann (BMW 325i E90) 16 Minuten vor Rennende den Sieg holten. Rang zwei ging mit 1,6 Sekunden Rückstand an Dirk Vollmer und Martin Heidrich (BMW 328i E36). Es war ein nervenaufreibendes Rennen, welches allein vier Führungswechsel beim Kampf der beiden BMW-Teams um den Klassensieg sah. „Im Prinzip war es ganz gut. Wir sind am Start gut weggekommen und konnten einen recht guten Vorsprung herausfahren. Wir haben den Fehler gemacht, dass wir bei Code 60 nicht reingefahren sind“, so Lukas Fester. André Fleischmann, erster DMV NES 500 Gesamtsieger 2017 in Oschersleben, ergänzte: „Ich konnte die Führung verteidigen. Wir waren weiterhin gut im Rennen. Wir sind zwar nach dem ersten Boxenstopp etwas hinterhergefahren, aber nach dem zweiten wieder vor. Das war eigentlich unser Ziel. Das Auto lief super. Aber manche Kollegen sollten nochmals überdenken, wie sie fahren.“ Den Schlussturn übernahm Markus Fester. „Es war ziemlich anstrengend. Wir hatten wieder das Fahrzeug vor uns, das uns davor schon einige Runden aufgehalten hatte. Beim letzten Boxenstopp konnten wir so viel Zeit gutmachen, dass wir uns am Führenden noch vorbeikämpfen konnten. Am Ende wurde es ziemlich anstrengend, da hatte sich der Flüssigkeitsmangel bemerkbar gemacht. Aber wir konnten es sicher nach Hause fahren“, so Lukas Fester. Dritter wurde Dirk Lauth im Mini R56. Im sichtlich lädierten Mini kämpfte sich der Meister von 2019 trotz Unfall und Reparatur-Pause wieder zurück ins Rennen. Und das bei den warmen Temperaturen als Solist.
Die NES 1+2 sicherten sich die schnellen Gaststarter Lukas Platen und Björn Mohring im Suzuki Swift. Mit komfortablem Vorsprung verwiesen die beiden Moszike/Capliuk (BMW 325i E36) und Hermann/Hermann/Hermann (BMW 318ti Cup) auf die weiteren Plätze.
Das nächste Rennen der DMV NES 500 wird in einem Monat steigen. Dann geht es vom 11.-12. Juni nach Assen.